Definition vom Vergessen

19:36


"Das Vergessen ist der Verlust von Erinnerung. Der Mensch vergisst über die Zeit hinweg kontinuierlich, wobei die Geschwindigkeit und der Umfang des Vergessens von vielen Faktoren abhängig sind, u. a. vom Interesse, von der Emotionalität der Erinnerung und „Wichtigkeit“ der Information."

Ich bin ein Sammler. Wenn du mich nach dem Namen von dem kleinen Kaffeestand unter dem Eiffelturm fragst geb ich ihn dir. Irgendwo in einer meiner Schachteln hebe ich die Kassenzettel auf. Das mag vielleicht ein wenig eigenartig sein. Vor allem weil mein Zimmer eh schon aus allen Nähten platzt. Ich hebe alte Armbänder, Tickets, Zuckerpäckchen, Fotos und Blätter auf. Ich habe auch irgendwo ein Taschentuch mit Parfüm. Weil es mich immer an einen Menschen erinnert. Am Liebsten würde ich sämtliche Erinnerungen in Einmachgläser packen. Und es tut so weh dass das nicht geht.
Ja, ich weiß. Ich sag mir nach jedem tollen Ereignis: Sei einfach froh darüber dass du es erleben durftest. Sei froh dass du die Menschen kennenlernen durftest. Auch wenn es jetzt vorbei ist. Das ist fast sowas wie mein Mantra geworden. Sei froh über das Gewesene. Und das bin ich doch auch von Ganzem Herzen. Ich lächle jedes Mal wenn ich an die Zeiten von damals denke. Gehe im Kopf alles noch mal durch. Ich denke wirklich oft daran. Und dann, dann gibt es manche Tage an denen ich mich erinnern will. Alles ist wie immer. Ich gehe meine schönsten Momente im Kopf nocheinmal durch.


Und dann ist da ein Loch. Etwas fehlt. Ein Gesicht. Ein Bild. Ein Geruch. Eine Stimme. Panik steigt in mir hoch. Ich krame fieberhaft in meinem Gedächnis. Suche nach dem was fehlt. Aber es kommt nicht wieder. Es ist als hätte es jemand ausradiert. Einfach ausgelöscht. Ich kann das Gefühl gar nicht beschreiben. Diese unglaubliche Hilflosigkeit. Weil Erinnerungen in dieser Welt eine der wenigen Dinge sind die man sich wieder beschaffen kann. Einmal weg. Für immer weg. Diese Mischung aus Panik, Hilflosigkeit und Wehmut schleppe ich dann mit mir rum. Und dann ist wieder einer dieser Momente gekommen in denen ich meine Schachteln raushole.


 Mit Armbändern, Tickets, Zuckerpäckchen, Fotos und Blättern. Packe sie sachte aus und klammere mich an das letzte Bisschen Erinnerung dass mir noch bleibt. Dass ich in den Schachteln hier aufbewahre. Weil es mir Sicherheit gibt. Sicherheit die selbst dadurch noch nicht gegeben ist. Aber etwas woran ich mich festhalten kann. Und ich werde weiter sammeln. Werde weiter Dinge in Kisten stapeln und sie in schwachen Momenten wieder hervorholen. Damit mich die Wehmut und Sehnsucht nicht komplett überrollt. Ich muss sagen es funktioniert.

Jana

Quelle: Bilder von Tumblr und Definition von Wikipedia

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1 Kommentare

  1. Sehr schöner Post :)
    Ich denke, ich bin auch ein Sammler. Künstler haben diese Gedanken glaub ich häufiger.
    Alles Liebe, Maya von Melyanisme

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